Grußwort des Vorsitzenden

Durchlaucht, sehr geehrte Damen und Herren!

Gestatten Sie, dass ich zu Beginn einige Worte zu der Person verliere, der wir maßgeblich die Existenz dieses Vereins verdanken: Der unerwartete Tod des Altbezirkstagspräsidenten Dr. Georg Simnacher Ende April 2014 hinterlässt in mehrfacher Hinsicht eine schmerzliche Lücke. Mit ihm verliert der Regierungsbezirk Schwaben (zumindest in der Politikerzunft) einen geistigen Präzeptor. Denn das dialektal und historisch durchaus heterogene Gebilde des Regierungsbezirks Schwaben erfuhr erst durch das vielfältige und nachhaltige kulturpolitische Wirken des langjährigen Bezirkstagspräsidenten Simnacher eine weithin spürbare kulturelle Identität. Für den Schwabenspiegel, an dessen Wiege natürlich Georg Simnacher Pate stand und dessen Wiederbegründung er 2013 mit warmherzigen Worten begleitete, hegte er kontinuierlich größte Sympathie. Dies gilt auch für das Literaturschloss Edelstetten, das ihm ebenso wie der Schwabenspiegel besonders wichtig war und dessen Belebung er bis zuletzt beharrlich betrieb. Beide bis zu seinem plötzlichen Tod von ihm selbst angestoßenen und gelenkten literarischen Projekte mögen auch in Zukunft ein kleines Denkmal für die lebenslangen und vielfältigen Verdienste Georg Simnachers um die Literaturlandschaft Schwaben sein. Deshalb ist der in Kürze erscheinende Band 2014 des Schwabenspiegels dem ehrenden Gedenken an Dr. Georg Simnacher gewidmet.

Für die Zukunft plane ich daher die Zusammenführung von Schwabenspiegel und Literarischem Salon Edelstetten. Jedes Jahr, an Christi Himmelfahrt, soll gleichsam als Kultureller Vatertag im Chinesischen Salon von Schloss Edelstetten ein literarischer Salon unter einem bestimmten Thema mit Schwabenbezug stattfinden. Die Erträge dieses literarischen Salons sollen zusammen mit weiteren literarischen Stimmen aus Bayerisch-Schwaben zum selben Thema im jeweiligen Schwabenspiegel publiziert werden. Jedes Vereinsmitglied erhält den Schwabenspiegel künftig sowohl gedruckt wie auch als e-book. Dieser Schwabenspiegel soll also weiterhin jährlich erscheinen, nun aber unter neuem Titel: „Schwabenspiegel. Jahrbuch für Literatur, Sprache und Spiel. Im Auftrag des Vereins LITERATURSCHLOSS EDELSTETTEN herausgegeben von Klaus Wolf“. Dies ist zugleich die Überleitung zu meiner Person: Gestatten Sie, dass ich ganz kurz einige Angaben zu meiner Wenigkeit mache. Ich bin gebürtiger Augsburger, was vielleicht für einen Verein, der sich schwäbischer Literatur widmet, von Vorteil ist. Aufgewachsen bin ich allerdings in Aichach, mitten im sogenannten Wittelsbacher Land. Wie Sie alle wissen, hat der Schwabe Bruno Merk wohl als Rache für die letztlich napoleonische Annektierung Schwabens durch das Königreich Bayern die Bewohner Aichachs und damit auch mich zu Schwaben gemacht.

Und eigentlich bin ich gerne Schwabe, besonders was meine Beschäftigung mit schwäbischer Literatur anbelangt. So veranstalte ich zusammen mit der Joseph-Bernhart-Gesellschaft am 15. November eine Tagung an der Universität Augsburg zur schwäbischen Literatur; diese Tagung trägt den Titel: Renouveau Catholique als Perspektive bayerisch-schwäbischer Literaturgeschichtsschreibung. Schirmherr ist dankenswerterweise der Ihnen allen bekannte Dr. Theo Waigel. Anhand der Zusammenarbeit mit der Joseph-Bernhart-Gesellschaft können Sie sehen, dass ich Kooperationen für sehr wichtig halte und daher auch eine Vernetzung des Literaturschlosses Edelstetten mit der Universität und dem von mir geleiteten ALS anstrebe; hinter ALS verbirgt sich „Archiv und Forschungsstelle für Literatur aus Schwaben“.

Das Schloss Edelstetten soll aber nicht nur als Tagungsort im Rahmen des Literarischen Salons firmieren, sondern auch Schauplatz von Theateraufführungen sein. Der ‚Schwäbische Jedermann‘ von Hermann Pfeifer könnte alljährlich im Sommer als Freiluftaufführung inszeniert werden. Witwe und Tochter des Autors sowie natürlich Ihre Durchlaucht haben bereits Interesse an diesem Projekt signalisiert. Bei schlechtem Wetter könnte man auch in die Kirche ausweichen, was bei geistlichen Spielen bekanntlich eine Tradition seit dem Mittelalter hat.

Als längerfristiges Projekt soll unser Verein den Digitalen Literaturatlas von Bayerisch Schwaben realisieren. In Analogie zu Werner Königs Sprachatlas ist auch ein Atlas der schwäbischen Literatur vorstellbar, freilich nicht als Buch, sondern digital. Wir kommen damit auch weg von der bisherigen Augsburg-Fokussierung im Literaturbetrieb Bayerisch Schwabens. Der digitale Literaturatlas, fundierend zunächst auf der wunderbaren Literaturgeschichte von Pörnbacher, soll ähnlich wie Wikipedia als mitwachsendes Kartenwerk von Schwaben für Schwaben erstellt werden. Vom Allgäu bis zur Donau sind alle literarisch interessierten bayerischen Schwaben aufgerufen, ihre Dichter, Schriftsteller und Literaten unserem Verein mitzuteilen. Und wir als Träger und Verantwortliche stellen den Atlas ins Netz. Das Literaturschloss Edelstetten wird so als Herausgeber des Kartenwerks und als digitaler Knotenpunkt das literarische Zentrum von Bayerisch-Schwaben.

Und da wir Schwaben auch ein wenig geschäftstüchtig sind: Wir vermarkten dann auch Teile unseres digitalen Literaturatlanten als App. an die diversen Tourismusagenturen beispielsweise. Dankenswerterweise hat Prof. Werner König mir seine Unterstützung für dieses Projekt zugesagt, ebenso wie Dr. Heinrich Lindenmayr. Wir beide wollen eng und partnerschaftlich an der Verwirklichung all dieser Ideen arbeiten, wobei wir uns auch schon die Ressorts ein wenig aufgeteilt haben: Während Herr Dr. Lindenmayr in der Vereinsarbeit die Literatur der Gegenwart und der Neuzeit verantwortet, sehe ich mich besonders für Mittelalter und Frühe Neuzeit in der Verantwortung. Was die Dialektologie anbelangt, so ist mein Kollege Prof. Alfred Wildfeuer von der Universität Augsburg schon zweimal im von mir herausgegebenen Schwabenspiegel mit Artikeln vertreten, so dass wir längerfristig auch für die vielfältigen Mundarten in Bayerisch-Schwaben einen kompetenten jungen Ansprechpartner hätten. Last but not least möchte ich mich bei Johann Deil herzlich bedanken, dessen Organisationstalent und Multiplikatorengabe für diesen Verein unverzichtbar ist. Herzlich danke ich aber auch Herrn Bürgermeister Schwarz, der mir viele Türen geöffnet hat. Für weitere Fragen stehe ich aber jetzt im Folgenden Ihnen allen gerne zur Verfügung.

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Prof. Dr. Klaus Wolf